BERICHT ÜBER DAS GESPRÄCH MIT TOM KOENIGS
Am 15.08.2014 in der Liegenschaft des deutschen Bundestages
(Unter den Linden 50, Berlin).
Zeit: von 11:30 bis 12:30.
Moderation: Duong Hong An.
Anmerkung zu Beginn: es war sicher ein Fehler von mir, allen
Teilnehmern der Runde meinen an ihn gerichteten Brief (s. Anlage) nicht
zugänglich gemacht zu haben, aus Diskretionsgründen.
Nach der Begrüßung durch den Moderator (Dauer zwischen fünf
uns sechs Minuten) begann Tom Koenigs mit seiner Ausführung, die mehr zwanzig Minuten dauerte. Als allererstes
wollte er wissen, wer ihm einen Brief geschrieben hatte und sah mich nach der
Antwort etwas kritisch an, wobei ich dann auf Position ihm gegenüber wechselte,
also vis-a-vis zu ihm.
Der Mann beherrscht offenbar die Kunst, viel zu reden aber
nichts zu sagen, außer vieles über sich erzählen. Von Kosovo, wo er als
EU-Beauftragter war, ging es nach Südamerika, Nahost über China und Russland
nach Vietnam. Überall gibt es Menschenrechtsverletzungen und wenn die Menschen
aus dem betroffenen Land sich nicht melden, dann kann man nichts für die Opfer
unternehmen (wobei ich ihm zwar bedingt beipflichten kann. Trotzdem ist es
nicht zu verstehen, dass jemand, der in den 1970er-Jahren so akribisch und mit
Eifer das Thema Vietnam anging und heute
nur passiv auf Informationen wartet).
Erst auf meine Frage (Ich musste ihn unterbrechen), ob er
wusste, was der Viet Cong mit seiner Spende machte, antwortet er
>>wahrscheinlich Waffen gekauft<<. Gleichzeitig trat er nach in
Manier eines schlechten Fußballspielers nach >>Ich bereue diese Tat nicht
denn es war richtig, gegen das Verbrechen der USA in Vietnam zu kämpfen<<,
fügte kurz hinzu >>in Zukunft werde ich das Geld allerdings nur an eine
Hilfsorganisation schicken<< In dieser Frage spielte er den unbelehrbaren
Revoluzzer erfolgreich.
Meinem Widerspruch >>das größte Verbrechen im
Vietnamkrieg wurde von den Kommunisten begangen, u. a. beim Massaker in Hue
1968, bei dem ca. 7000 Menschen ermordet wurden, auch die deutschen Ärzte <<
widersprach er nicht. Stattdessen ging
er zum nächsten Thema über.
Ich fragte dann erneut direkt, ob er am linken Auge blind
war. Er antwortete >>Die Linke war am linken Auge blind<< (eine
unverbindliche Antwort denn ich fragte, ob er am linken Auge blind war, und
nicht, ob die Linke am linken Auge blind war. Dann begann wieder das
>>Ich erzähle<<.
Wenn man den Ablauf des Gesprächs mit meinem an ihn
gerichteten Brief vergleicht, merkt man, dass er gar keine Antworten auf die
Fragen gab. Nur die beiden Direktfragen wurden beantwortet.
Da die Zeit fortgeschritten war, hatte ich keine Gelegenheit,
nachzubohren.
Nichtdestotrotz nahm ich sein Versprechen >>Wir bleiben
in Kontakt<< an. Wir werden ihm Informationen zu den Themen
>>Menschenrechte und Umweltschutz in Vietnam<< zur Verfügung
stellen und warten auf seine Reaktion, was er mit den Informationen macht. Der
Bundestag hat einen großen Schredder. Unsere Unterlagen gehören nicht hin.
Nach dem offiziellen Gespräch, im Garten, fragte ich ihn
nachbohrend, wo er denn gewesen sei, als Frau Tran Thi Ngoc Minh (Mutter von
der Gefangenen des Gewissens Do Thi Minh Hanh, inzwischen frei) bei ihrer
Kampagne für die Freilassung ihrer Tochter in Berlin, im Bundestag weilte,
wurde von ihm knapp beantwortet >>Ich war zu de Zeitpunkt im
Urlaub<<. Die Antwort ist nicht zufriedenstellend denn er hätte seinen
Mitarbeiter hinschicken können aber das Gedränge im Garten war zu groß. Daher
konnte ich nicht weiter bohren.
Fazit: ich war mit dem Gespräch nicht zufrieden.
Die Beurteilung >>Außer Spesen nichts gewesen<<
ist vielleicht nicht ganz zutreffend. Trotzdem hätte ich mehr erwartet.
Die Zukunft wird uns zeigen, ob es etwas bringt bzw. brachte.
Ich werde ihn mit Akribie beobachten.
Zu Information:
1 1) nach
meinen Erinnerungen betrug die Spende 30 Millionen DM. Ich las diese Meldung in
der >>Frankfurter Rundschau<<. Da ich wütend war, habe ich den
Artikel nicht aufgehoben, was sich jetzt rächte.
Nach Wikipedia soll die Spende zwischen
500.000 und fünf (5) Millionen DM (256.000 bis 2,56 Millionen Euro) betragen
haben. Umgerechnet auf heutige Kaufkraft wäre es zwei bis zwanzig Millionen
Euro.
Nach >>süddeutsche
Zeitung<< handelte es sich um zwei Säcke voller Geldscheine. Es gab im
Jahr 1972 keine Möglichkeit, dass Geld zu dem Viet Cong zu überweisen. So
musste man Bargeld nach Frankreich bringen und bei der Botschaft Vietcongs
übergeben. Frankreich war zu dem Zeitpunkt das einzige westliche Land, dass
eine Botschaft Vietcongs (offiziell: Nationale Befreiungsfront Südvietnams,
eine Tarnorganisation der KP Nordvietnams) unterhielt. Schweden beherbergte nur
ein Verbindungsbüro der Vietcongs.
2) Die
heikelste Frage, ob er im Jahr 2010, bei einer Tet-Feier in der Botschaft
Vietnams in Berlin mit dem Botschafter geprostet und auf die Kritik an dieser
Haltung erwidert habe >>In Vietnam gibt es keine Menschenrechtsverletzungen“,
wurde nicht erwähnt bei Gespräch. Es gab keine Zeit mehr für Nachtreten (s.
Punkt 3). Ich könnte bösartig sein und sein Schweigen als bejahend bewerten.
Dementieren kann nur er, gegen die Hinweise aus dem Internet.
3) Eine
Stunde reicht nicht für eine kontroverse Diskussion.
Ich traue dem Frieden nicht.
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