Donnerstag, 25. September 2014

Nachtreten II: Bericht über das Gespräch mit Tom Koenigs


BERICHT ÜBER DAS GESPRÄCH MIT TOM KOENIGS

Am 15.08.2014 in der Liegenschaft des deutschen Bundestages (Unter den Linden 50, Berlin).

Zeit: von 11:30 bis 12:30.

Moderation: Duong Hong An.

Anmerkung zu Beginn: es war sicher ein Fehler von mir, allen Teilnehmern der Runde meinen an ihn gerichteten Brief (s. Anlage) nicht zugänglich gemacht zu haben, aus Diskretionsgründen.

Nach der Begrüßung durch den Moderator (Dauer zwischen fünf uns sechs Minuten) begann Tom Koenigs mit seiner Ausführung, die mehr  zwanzig Minuten dauerte. Als allererstes wollte er wissen, wer ihm einen Brief geschrieben hatte und sah mich nach der Antwort etwas kritisch an, wobei ich dann auf Position ihm gegenüber wechselte, also vis-a-vis zu ihm.

Der Mann beherrscht offenbar die Kunst, viel zu reden aber nichts zu sagen, außer vieles über sich erzählen. Von Kosovo, wo er als EU-Beauftragter war, ging es nach Südamerika, Nahost über China und Russland nach Vietnam. Überall gibt es Menschenrechtsverletzungen und wenn die Menschen aus dem betroffenen Land sich nicht melden, dann kann man nichts für die Opfer unternehmen (wobei ich ihm zwar bedingt beipflichten kann. Trotzdem ist es nicht zu verstehen, dass jemand, der in den 1970er-Jahren so akribisch und mit Eifer das Thema Vietnam anging  und heute nur passiv auf Informationen wartet).

Erst auf meine Frage (Ich musste ihn unterbrechen), ob er wusste, was der Viet Cong mit seiner Spende machte, antwortet er >>wahrscheinlich Waffen gekauft<<. Gleichzeitig trat er nach in Manier eines schlechten Fußballspielers nach >>Ich bereue diese Tat nicht denn es war richtig, gegen das Verbrechen der USA in Vietnam zu kämpfen<<, fügte kurz hinzu >>in Zukunft werde ich das Geld allerdings nur an eine Hilfsorganisation schicken<< In dieser Frage spielte er den unbelehrbaren Revoluzzer erfolgreich.

Meinem Widerspruch >>das größte Verbrechen im Vietnamkrieg wurde von den Kommunisten begangen, u. a. beim Massaker in Hue 1968, bei dem ca. 7000 Menschen ermordet wurden, auch die deutschen Ärzte << widersprach er  nicht. Stattdessen ging er zum nächsten Thema über.

Ich fragte dann erneut direkt, ob er am linken Auge blind war. Er antwortete >>Die Linke war am linken Auge blind<< (eine unverbindliche Antwort denn ich fragte, ob er am linken Auge blind war, und nicht, ob die Linke am linken Auge blind war. Dann begann wieder das >>Ich erzähle<<.

Wenn man den Ablauf des Gesprächs mit meinem an ihn gerichteten Brief vergleicht, merkt man, dass er gar keine Antworten auf die Fragen gab. Nur die beiden Direktfragen wurden beantwortet.

Da die Zeit fortgeschritten war, hatte ich keine Gelegenheit, nachzubohren.

Nichtdestotrotz nahm ich sein Versprechen >>Wir bleiben in Kontakt<< an. Wir werden ihm Informationen zu den Themen >>Menschenrechte und Umweltschutz in Vietnam<< zur Verfügung stellen und warten auf seine Reaktion, was er mit den Informationen macht. Der Bundestag hat einen großen Schredder. Unsere Unterlagen gehören nicht hin.  

Nach dem offiziellen Gespräch, im Garten, fragte ich ihn nachbohrend, wo er denn gewesen sei, als Frau Tran Thi Ngoc Minh (Mutter von der Gefangenen des Gewissens Do Thi Minh Hanh, inzwischen frei) bei ihrer Kampagne für die Freilassung ihrer Tochter in Berlin, im Bundestag weilte, wurde von ihm knapp beantwortet >>Ich war zu de Zeitpunkt im Urlaub<<. Die Antwort ist nicht zufriedenstellend denn er hätte seinen Mitarbeiter hinschicken können aber das Gedränge im Garten war zu groß. Daher konnte ich nicht weiter bohren.

Fazit: ich war mit dem Gespräch nicht zufrieden.

Die Beurteilung >>Außer Spesen nichts gewesen<< ist vielleicht nicht ganz zutreffend. Trotzdem hätte ich mehr erwartet.

Die Zukunft wird uns zeigen, ob es etwas bringt bzw. brachte. Ich werde ihn mit Akribie beobachten.

Zu Information:

1   1) nach meinen Erinnerungen betrug die Spende 30 Millionen DM. Ich las diese Meldung in der >>Frankfurter Rundschau<<. Da ich wütend war, habe ich den Artikel nicht aufgehoben, was sich jetzt rächte.

Nach Wikipedia soll die Spende zwischen 500.000 und fünf (5) Millionen DM (256.000 bis 2,56 Millionen Euro) betragen haben. Umgerechnet auf heutige Kaufkraft wäre es zwei bis zwanzig Millionen Euro.

Nach >>süddeutsche Zeitung<< handelte es sich um zwei Säcke voller Geldscheine. Es gab im Jahr 1972 keine Möglichkeit, dass Geld zu dem Viet Cong zu überweisen. So musste man Bargeld nach Frankreich bringen und bei der Botschaft Vietcongs übergeben. Frankreich war zu dem Zeitpunkt das einzige westliche Land, dass eine Botschaft Vietcongs (offiziell: Nationale Befreiungsfront Südvietnams, eine Tarnorganisation der KP Nordvietnams) unterhielt. Schweden beherbergte nur ein Verbindungsbüro der Vietcongs.

    2) Die heikelste Frage, ob er im Jahr 2010, bei einer Tet-Feier in der Botschaft Vietnams in Berlin mit dem Botschafter geprostet und auf die Kritik an dieser Haltung erwidert habe >>In Vietnam gibt es keine Menschenrechtsverletzungen“, wurde nicht erwähnt bei Gespräch. Es gab keine Zeit mehr für Nachtreten (s. Punkt 3). Ich könnte bösartig sein und sein Schweigen als bejahend bewerten. Dementieren kann nur er, gegen die Hinweise aus dem Internet.

  3) Eine Stunde reicht nicht für eine kontroverse Diskussion.

Ich traue dem Frieden nicht.

NB 

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