-------------------------------------------
Leserbrief zum Artikel „Land des
Lächelns“ über das „Traumziel Vietnam“, Hörzu, Ausgabe 29 vom 11.07.2014,
Seiten 22-24).
Der Artikel suggeriert dem Leser
das Paradies auf Erden, wenn er Vietnam bereise.
Wie es im Leben üblich ist, hat
jede Medaille eine Kehrseite. Genau diese Kehrseite Vietnams wird in diesem Artikel schmerzlich vermisst denn sie ist
katastrophal. Auf dem Papier gemäß der Staatsdoktrin ist Vietnam eine
„sozialistische Republik“, die mit dem Wahlspruch „Unabhängigkeit, Freiheit und
Glück“ bereits einen politischen und diplomatischen Betrug begeht. In der Tat
herrscht in Vietnam der „rote Manchester Kapitalismus“, der einem kleinen Teil
der Bevölkerung, vorwiegend Parteimitgliedern, ein Leben in Saus und Braus
ermöglicht aber das Volk immer tiefer in den Abgrund treibt. Freiheit, Menschenrechte und Demokratie sind
genau so Fremdwörter wie Umweltschutz oder Nachhaltigkeit oder Gewerkschaften. Allein die Erwähnung dieser
Begriffe kann einen Vietnamesen Jahre ins Gefängnis bringen. Hinter dem Glanz
der Fassaden sind diese traurigen Fakten schwer zu erkennen. Mit dem Abbau von
Bauxit im Zentralhochland und mit dem Bau zweier Atomkraftwerke in der Provinz
Ninh Binh begeht Vietnam sogar den ökologischen Selbstmord auf Raten.
Seien wir ehrlich: Wer macht sich
schon die Mühe zu zählen, wie viele friedliche Demonstranten brutal
zusammengeschlagen und verhaftet wurden? Wie viele harmlose Blogger für Jahre
eingesperrt werden? Wie vielen Menschen ihr Land geraubt wurde, zugunsten der
Global Player? Wie gnadenlos die Ausbeutung von Mensch und Natur in Vietnam
ist? Wie es mit der Glaubens- und Pressefreiheit aussieht? Wie korrupt Vietnam
ist? Wie viele Frauen nach China verkauft wurden?
Wer möchte sich seinen Urlaub mit
solchen miesen Zahlen vermiesen lassen?
Dennoch wäre ich Frau Anja
Matthes sehr dankbar, wenn sie diese unangenehmen Fakten über Vietnam geschrieben
hätte.
Vom Reiseportal
„erdanziehung.com“ sind solche kritischen Worte bekannt. Dieser Reiseunternehmer
hat keine Angst, potentielle Kunden zu verlieren. Hut ab!
„One world, one dream“ ist nur
durch Mut und Solidarität machbar. Kein anderer Weg führt dahin.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen