Mittwoch, 6. August 2014

Leserbrief an Hörzu

Die TV-Zeitschrift Hörzu veröffentlicht meinen folgenden Leserbrief nicht:
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Leserbrief zum Artikel „Land des Lächelns“ über das „Traumziel Vietnam“, Hörzu, Ausgabe 29 vom 11.07.2014, Seiten 22-24).

Der Artikel suggeriert dem Leser das Paradies auf Erden, wenn er Vietnam bereise.

Wie es im Leben üblich ist, hat jede Medaille eine Kehrseite. Genau diese Kehrseite Vietnams wird in  diesem Artikel schmerzlich vermisst denn sie ist katastrophal. Auf dem Papier gemäß der Staatsdoktrin ist Vietnam eine „sozialistische Republik“, die mit dem Wahlspruch „Unabhängigkeit, Freiheit und Glück“ bereits einen politischen und diplomatischen Betrug begeht. In der Tat herrscht in Vietnam der „rote Manchester Kapitalismus“, der einem kleinen Teil der Bevölkerung, vorwiegend Parteimitgliedern, ein Leben in Saus und Braus ermöglicht aber das Volk immer tiefer in den Abgrund treibt.  Freiheit, Menschenrechte und Demokratie sind genau so Fremdwörter wie Umweltschutz oder Nachhaltigkeit oder  Gewerkschaften. Allein die Erwähnung dieser Begriffe kann einen Vietnamesen Jahre ins Gefängnis bringen. Hinter dem Glanz der Fassaden sind diese traurigen Fakten schwer zu erkennen. Mit dem Abbau von Bauxit im Zentralhochland und mit dem Bau zweier Atomkraftwerke in der Provinz Ninh Binh begeht Vietnam sogar den ökologischen Selbstmord auf Raten.

Seien wir ehrlich: Wer macht sich schon die Mühe zu zählen, wie viele friedliche Demonstranten brutal zusammengeschlagen und verhaftet wurden? Wie viele harmlose Blogger für Jahre eingesperrt werden? Wie vielen Menschen ihr Land geraubt wurde, zugunsten der Global Player? Wie gnadenlos die Ausbeutung von Mensch und Natur in Vietnam ist? Wie es mit der Glaubens- und Pressefreiheit aussieht? Wie korrupt Vietnam ist? Wie viele Frauen nach China verkauft wurden?

Wer möchte sich seinen Urlaub mit solchen miesen Zahlen vermiesen lassen?

Dennoch wäre ich Frau Anja Matthes sehr dankbar, wenn sie diese unangenehmen Fakten über Vietnam geschrieben hätte.

Vom Reiseportal „erdanziehung.com“ sind solche kritischen Worte bekannt. Dieser Reiseunternehmer hat keine Angst, potentielle Kunden zu verlieren. Hut ab!

„One world, one dream“ ist nur durch Mut und Solidarität machbar. Kein anderer Weg führt dahin.


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