Es fährt ein Zug nach
nirgendwo
mit mir
allein als Passagier …
Das ist ein
Schlager von Christian Anders:
Der aktuelle
Zug nach nirgendwo ist die Initiative
Anfangs sah sie aus wie ein echter Shinkansen
(Japans Hochgeschwindigkeitszug). Man
wird verführt, mitzufahren. Wer kann es ablehnen? http://de.wikipedia.org/wiki/Shinkansen
Schon
bereits nach einer Station habe ich gemerkt, dass der Zug gar kein Shinkansen
war. Dieser Zug fährt nach nirgendwo, auf Grund der zahlreichen Fehler, die ich
jetzt erläutern möchte:
Ein Klick
auf den Link führt zu einer Internetseite (Website) ohne Impressum und
Disclaimer (Haftungsausschluss). Es ist sehr merkwürdig. Das Fehlen des
Impressums ist ein Verstoß gegen §6 des deutschen Teledienstgesetzes und ist
daher abmahnfähig. Der fehlende Disclaimer kann bei einem Rechtsstreit für die
Initiatoren böse enden! Wie kann man so blauäugig in die Falle laufen? Wissen
sie wirklich nicht, dass mit der Präsentation im Internet man einen Spaziergang
im Minenfeld macht?
Neben
diesem elementaren Fehler weist die Initiative noch weitere technische und
politische Fehler auf, die bei der näheren Betrachtung nur Kopfschütteln
auslösen kann. Ehrlich gesagt weiß ich nach der sorgfältigen Überprüfung der
Initiative nicht, was die Initiatoren wirklich wollen. Wer die Terroropfer als
Mittel der politischen Agitation benutzt, handelt pietätlos.
Technische
Fehler:
-
Die Umbenennung einer Straße
ist in Deutschland eine extreme Ausnahme. Nur wenn der Pate der Straße eine Nazigröße
oder ein Krimineller war, wurde die Namensänderung stattgegeben. Eine weitere
Ausnahme war die Umbenennung der Ho Chi Minh-Straße in Ostberlin in „Weißenseer Weg“ (Bezirk Pankow, Ortsteil Weißensee).
Der Berliner Senat
wollte diesen Spitzbart nicht ehren, die SED war nicht mehr an der macht.
-
- Keine Straße in Deutschland hat
zwei Namen, also niemals eine Albert-Einstein-Max-Planck-Straße oder Hamburger-Frankfurter-Straße.
- Die beiden vietnamesischen
Namen sind für die meisten Deutschen unaussprechbar. Wie soll ein Tourist den
Namen Nguyen-Ngoc-Chau-Do-Anh-Lan-Straße zu einem Taxifahrer sagen? Selbst
Ho-Chi-Minh-Straße war für viele Ostberliner ein Tohuwabohu (s. den oben
genannten Link, mittlerer Abschnitt)
-
- Keine Gemeinde in Deutschland
würde sich jemals trauen, den Namen eines bedeutenden Bürgers ihrer Gemeinde zu
tilgen. Es ist ausgeschlossen. Johann Georg Halske war ein „Sohn der Stadt
Hamburg“ und bedeutender Unternehmer, Mitbegründer der Firma Siemens.
Auch wenn ich anecke: wir leben in einem Rechtsstaat und
nicht in einer Anarchie. Bürgerwillen können nur durch Petitionen (nicht
Initiative) an die Regierung oder Behörden gebracht werden. Eigenwillige Aktion
wie das Anbringen einer Gedenktafel auf dem Rasen Hotels Amedia ist ein
Rechtsbruch. Statt zu meckern, dass die Hotelleitung am nächsten Tag die Tafel
entfernen ließ, soll man sich bei der Hotelleitung dafür bedanken, dass man auf
eine Strafanzeige verzichtete.
Angesichts der genannten Fehler sehe ich für die Initiative
nicht die geringste Chance auf Erfolg. Viel mehr glaube ich, dass die
Initiatoren den Erfolg gar nicht im Visier sondern nur einen Knall in den
Medien haben. Es knallt aber nur, wenn man auf eine Mine tritt. Mit der
Präsentation im Internet begibt man sich in ein Minenfeld.
Der Ton in der Petition erhärtet meine Kritik.
Sinnvoller und chancenreicher wäre eine Petition (keine
Initiative) für eine Gedenktafel am Tatort oder in der Nähe.
Die Petition muss einen Adressat haben (Hamburger Senat?
Bezirksausschuss Hamburg-Stadtmitte?). Auf der Tafel oder dem Gedenkstein muss
eindeutig zu lesen sein, dass die beiden Opfer vor den Kommunisten in Vietnam
geflohen waren und von deutschen Neonazis ermordet wurden. Eine kurze Biografie
der beiden soll ihren Leidensweg beschreiben. Einen Dank an Deutschland muss
enthalten sein.
Der Ton der Petition muss höflich sein. Höflichkeit ist bei
uns Vietnamesen ein Gebot, das im heutigen Vietnam keine Bedeutung mehr hat.
Schließlich kann man Menschen nicht provozieren oder anklagen, von denen man
Unterstützung erwartet. Wir sind nicht von der griechischen Regierung.
Ich engagiere mich für die Kriegsflüchtlinge aus Syrien und
Jesiden, Opfer des Terrornetzwerks „Islamischer Staat“. Seit Februar dieses
Jahres wohnt in unserem Haus ein Kriegsflüchtling aus Syrien. Sonst begleite
ich weitere Flüchtlinge zum Arzt, zum Jobcenter, Ausländeramt, zu AOK oder bei
der Wohnungssuche, so wie ich 1978-1984 die
>>Boat People<< aus Vietnam betreut habe. Dennoch werde ich
mich weigern, in die Karre der linken Propagandisten eingespannt zu werden. Ich bin ein
christlicher Humanist und kein linker Agitator. Ich will helfen und nicht
provozieren, obwohl ich manchmal das tun muss.
Übrigens: bei der Flüchtlingskonferenz in Berlin im März
2015 habe ich in die Runde (ca. 40 Teilnehmer) gefragt, wer einen Flüchtling in
seinem Haus beherbergt? Die Antwort: niemand. Sie hatten davor ihre große
Klappe aufgerissen „wir müssen Flüchtlinge in privaten Wohnungen unterbringen.“
Große Worte statt kleiner Taten. Bei dieser Konferenz waren acht Vietnamesen
„von der anderen Seite“ anwesend, allerdings nur am 1.Tag. Unsere
>>Freundin<< von VIFI aus Bochum kam erst am Abend des ersten
Tages. Am zweiten Tag war die Hälfte der Genossen & Co. verschwunden,
spurlos.
Diese Zusammenfassung wird in meinem Blog demnächst, nach
einem oder zwei Korrekturläufen veröffentlicht. Jeder, der will kann seinen
Kommentar dazu schreiben, nach dem Grundsatz der Meinungsfreiheit. Ich werde
nicht darauf eingehen. Ich führe keine Phantomdebatte.
Für mich fährt kein Zug nach nirgendwo, nicht einmal ein
Shinkansen, geschweige denn ein Zug der DDR-Reichsbahn.
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