[09.04.2015] Dieser
Ostermontag war ein denkwürdiger Tag. Fünfzig Vietnamesen aus vielen Teilen
Deutschlands hatten sich in Burgdorf bei Hannover eingefunden, um Dr. Ernst Albrecht nach dem Staatsakt der Niedersächsischen Landesregierung nun auch noch an
seinem Grab eine besondere Ehre zu geben. Wie uns allen bekannt ist, war Ernst
Albrecht der einzige Ministerpräsident eines Bundeslandes, der sich nicht nur
gewillt zeigte, Boots-Flüchtlinge aufzunehmen, sondern sich auch selbst
bereiterklärte, tausend Vietnamesen aus dem Flüchtlingsschiff „Hai HONG“ 1978
aufzunehmen und nach Hannover zu fliegen.
Wir hatten schon bei dem
Staatsakt in Hannover am 22.12. 2014 durchsetzen können, dass 27 Repräsentanten
der Vietnamesen Community im Staatstheater von Hannover dabei sein durften, als
der Ministerpräsident Stephan Weil und der Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
dem großen Politiker die letzte Ehre gaben.
Jetzt war es noch mal eine
ganz intime Feier auch ganz ohne große mediale Öffentlichkeit, zu der die
Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen mit ihrer Familie (bei Hannover) für
den 6. April um 15 Uhr nach Burgdorf gebeten hatte. Dort liegt das Grab von
Ernst Albrecht auf dem Hof des Anwesens der Familie von der Leyen.
Der Vertreter der
Vietnamesen in Bielefeld/Lippstadt, Ngo Hoang Phong hatte sich um ein sog.
Grabbuch gekümmert und für den Transport des 90 Kilo schweren Grabsteins
gesorgt. Huu Huan Nguyen hatte alles andere organisiert, so dass wir uns um 15
Uhr bei gutem Wetter auf der Wiese des Hauses der Verteidigungsministerin
einfanden. Sie war mit ihrem Mann Prof. von der Leyen selbst dort anwesend,
worüber sich alle sehr gefreut haben. Eine Vertreterin der ersten 1000 Vietnamesen,
die von Ernst Albrecht am 3. November 1978 von der Hai Hong nach Hannover
gebracht wurden, hielt die erste berührende Ansprache-. „Dank solcher Menschen
wie Herrn Albrecht sind wir heute hier. Darum wollen wir versprechen, gute und
nützliche Staatsbürger in diesem Land zu sein, welches uns damals in unserer
Not mit offenen Armen aufgenommen hat. Deutschland ist uns unsere zweite Heimat
geworden“. Es kam zu einem Gebet und Fürbitte des katholisch-vietnamesischen
Pfarrers der Gemeinde St. Antonius in Berlin und eines buddhistischen Mönches
von der Pagode in Hannover.
Dann sprach ein Vietnamese, der
1980 von der Cap Anamur gerettet wurde und jetzt als Bundeswehroberstarzt am
Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz arbeitet. Er repräsentiert die Generation der
11300 Boat People, die von den 4 Cap Anamur Schiffen gerettet wurden. 1978 habe
Ministerpräsident Albrecht 1000 vietnamesische Flüchtlinge aufgenommen, die er
persönlich am Hannover Flughafen Langenhaben begrüßt und denen er damit das
Gefühl gegeben habe, in Deutschland willkommen zu sein. „Als Landesvater von
Niedersachsen legte er damit den Grundstein für die erfolgreiche Geschichte der
Cap Anamur, die 11.300 Menschen rettete. Auch ich gehöre dazu“.
Am Schluss wurden wir in die
kleine Halle gebeten, in der die Bundesministerin noch die Schiffsglocke des
Flüchtlingsschiffes „Hai Hong“ zeigte, die ihrem Vater geschenkt wurde. Und es
kam noch zu einer schönen Dankbarkeitsgeste gegenüber den Grünhelmen.
Die
Vietnamesen hatten schnell noch vor der Trauerfeier gesammelt, um den Grabstein
und den Kranz zu bezahlen. Ngo Hoang Phong nahm die 770,-€ an, aber steckte das
Geld in einen Umschlag und gab es mir in dieser Runde als großzügige Spende für
die Grünhelme. Und gleichzeitig übergab mir die Familie Dinh Than Hoang aus
Oldenburg in dieser Runde ebenfalls eine Spende von 1530.- Euro.
Die Grünhelme sollten den Kontakt
zu den Vietnamesen so pflegen, wie wir das früher bei Cap Anamur getan haben,
und uns noch mal vor dem großen hilfreichen Politiker Ernst Albrecht verneigen.
Rupert Neudeck
Photos von Johnny Quang
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