Berlin 28.02.2015, Freizeits- und
Erholungszentrum, Eröffnung der TET-Feier
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Sehr geehrte
Damen und Herren,
Liebe
Freunde,
für Ihre Einladung zum
vietnamesischen Neujahrsfest möchte ich mich vielmals bedanken. Als Berliner
Mitglied des Deutschen Bundestages für die CDU Berlin ist es mir eine große
Freude Ihnen die besten Grüße für das Vietnamesische Neujahr zu übermitteln.
Auch wenn Vietnam und Deutschland
aufgrund der großen Distanz zwischen beiden Ländern keine intensivere gemeinsame
Geschichte haben, sind sie auf sehr positive Weise eng miteinander verbunden:
Persönliche Schicksale standen am Anfang dieser Beziehungen, die sich nicht nur
in vielen Einzelfällen zum Positiven gewendet, sondern auch vielfältige Bande
zwischen den Völkern geknüpft haben.
Als CDU-Bundestagsabgeordneter für
den Wahlkreis Berlin-Mitte sind mir diese Verbindungen besonders bewusst
aufgrund zahlreicher Begegnungen. Ich habe mich sehr gefreut, auf Initiative
von Herrn Nguyen-Brem einige von Ihnen bereits persönlich kennengelernt zu
haben. Ihre Lebenswege zeigten dabei – stellvertretend für viele von Ihnen hier
im Saal – die unterschiedlichen Perspektiven auf, aus denen das
deutsch-vietnamesische Verhältnis betrachtet werden kann.
Der Vietnamkrieg prägte vor allem in Westdeutschland
der 1970er Jahre eine ganze Generation von vor allem Akademikern. Das
Bewusstsein für die Notwendigkeit von Friedensprozessen prägte sich zu dieser
Zeit aus. Dabei gab es aus meiner Sicht aber zu oft eine einseitige Sympathie
für die kommunistische Seite. Trotzdem
war die Solidarität mit Flüchtlingen aus Vietnam auch ein sehr starkes Signal, welches
sich, unabhängig von der politischen Bewertung des Konflikts, in den
öffentlichen Diskurs positiv eingraviert hat.
Wie ich weiß, sind unter Ihnen
ehemalige Flüchtlinge, die per Boot ihre Heimat verlassen und in Deutschland
eine neue Heimat gefunden haben. Der Begriff „Boatpeople“ ist heute in den
allgemeinen Sprachgebrauch für Flüchtlinge übergegangen.
Gerade in Deutschland, das
ausführliche Debatten um sein Selbstverständnis als Einwanderungsstaat führen
muss, haben die „Boatpeople“ eine Vorbildfunktion erreicht:
Sie haben sich in
das hiesige demokratische System integriert, nehmen aktiv am gesellschaftlichen
Leben teil und stellen Verbindungen nach Südostasien her. Dafür möchte ich
Ihnen Dank sagen.
Ebenfalls kennenlernen durfte ich
Vertreter der zweiten Generation, die – meiner Beobachtung nach – ebenfalls
sehr gut in die Gesellschaft integriert sind, sei es als Dolmetscher,
Ingenieure oder IT-Spezialisten.
Gestatten Sie mir als Außenstehender aber
die Bemerkung, dass ich es zwar sehr verständlich, aber auch ein klein wenig
schade finde, dass die vietnamesischen Communities in Berlin noch zu weit
voneinander entfernt sind. Die vietnamesischen Gastarbeiter, die unter der SED
nach Ostdeutschland kamen, haben auch keine einfache Geschichte und staatlich
fehlgeleitete Separierung scheint hier teilweise noch heute negativ
nachzuwirken.
Vielleicht gibt es in unserem demokratischen Umfeld, fernab von
den der Regierung in Hanoi, perspektivisch die Möglichkeit einer stärkeren
Annäherung. Wenn wir dabei helfen können, werden wir das gern tun.
Als drittes will ich die Gruppe von
Personen herausheben, die unsere aktive Solidarität in Vietnam nötig haben:
Menschenrechtsaktivisten, die sich in Vietnam für Freiheit, Rechtstaatlichkeit
und Demokratie einsetzen. Als exemplarisches Schicksal möchte ich Le Quoc Quan
nennen, einen Rechtsanwalt und Blogger, der nach freien Meinungsäußerungen
verhaftet und nach einem dubiosen Verfahren inhaftiert worden ist. Ich habe für
ihn eine Patenschaft im Rahmen des Programms „Parlamentarier helfen
Parlamentariern“ übernommen, um als Bundestagsabgeordneter für eine gewisse
Öffentlichkeit seines Falls zu sorgen. Sein Schicksal ist mir besonders
bewusst, da ich in der DDR ebenfalls von staatlichen Stellen Repressionen
erfahren habe: Für freie frei Meinungsäußerungen wurde ich, zusammen mit drei
Mitschülern, 1988 relegiert und musste schließlich nach Großbritannien
ausreisen.
Eine auch sehr schöne Zeit. Trotzdem war ich glücklich als ein Jahr
später die Mauer fiel und ich wieder zurück in meine Heimat zurückkehren konnte.
Ich denke, wir alle wünschen uns,
dass das jetzige kommunistische System in Vietnam tiefgreifend verändert und
damit überwunden wird. In Deutschland folgte auf das nationalsozialistische
Unrechtsregime im östlichen Teil ein weiteres Unrechtsregime. Erst mit dessen
Überwindung wurde auch die Teilung unseres Landes überwunden. Es ist an der
Zeit, dass vierzig Jahre nach dem Ende der demokratischen Tradition in
Südvietnam endlich das gesamte Land ein freiheitlicher Staat für alle seine
Bürger wird.
Ich bin immer vorsichtig, Deutschland
permanent als Vorbild für alles und jedes zu preisen, aber ich denke schon,
dass die Freiheiten, die wir hier gemeinsam in Deutschland genießen,
Meinungsfreiheit, Demonstrationsfreiheit, Religionsfreiheit, freie Presse, freie
Partei- und Vereinsbildung, freie Wahlen, Forschungsfreiheit, unternehmerische
Freiheit, freie Gewerkschaften, dass alle diese Freiheiten Menschenrechte sind,
die auch in Vietnam gelten sollten. Menschen, die dafür kämpfen, sei es in
Vietnam oder hier in Europa haben meine Sympathie, meine Solidarität und
Unterstützung.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein
hoffnungsvolles, frohes Fest und alles Gute zum neuen Jahr!
Ihr Philipp Lengsfeld, Mitglied des
Deutschen Bundestages
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