Dienstag, 10. März 2015

Grußwort von MdB Philipp Lengsfeld zum Tet-Fest im FEZ (in Berlin)

Berlin 28.02.2015, Freizeits- und 

Erholungszentrum, Eröffnung der TET-Feier

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Liebe Freunde,

für Ihre Einladung zum vietnamesischen Neujahrsfest möchte ich mich vielmals bedanken. Als Berliner Mitglied des Deutschen Bundestages für die CDU Berlin ist es mir eine große Freude Ihnen die besten Grüße für das Vietnamesische Neujahr zu übermitteln.

Auch wenn Vietnam und Deutschland aufgrund der großen Distanz zwischen beiden Ländern keine intensivere gemeinsame Geschichte haben, sind sie auf sehr positive Weise eng miteinander verbunden: Persönliche Schicksale standen am Anfang dieser Beziehungen, die sich nicht nur in vielen Einzelfällen zum Positiven gewendet, sondern auch vielfältige Bande zwischen den Völkern geknüpft haben.

Als CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Berlin-Mitte sind mir diese Verbindungen besonders bewusst aufgrund zahlreicher Begegnungen. Ich habe mich sehr gefreut, auf Initiative von Herrn Nguyen-Brem einige von Ihnen bereits persönlich kennengelernt zu haben. Ihre Lebenswege zeigten dabei – stellvertretend für viele von Ihnen hier im Saal – die unterschiedlichen Perspektiven auf, aus denen das deutsch-vietnamesische Verhältnis betrachtet werden kann.

Der Vietnamkrieg prägte vor allem in Westdeutschland der 1970er Jahre eine ganze Generation von vor allem Akademikern. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Friedensprozessen prägte sich zu dieser Zeit aus. Dabei gab es aus meiner Sicht aber zu oft eine einseitige Sympathie für die kommunistische Seite.  Trotzdem war die Solidarität mit Flüchtlingen aus Vietnam auch ein sehr starkes Signal, welches sich, unabhängig von der politischen Bewertung des Konflikts, in den öffentlichen Diskurs positiv eingraviert hat.

Wie ich weiß, sind unter Ihnen ehemalige Flüchtlinge, die per Boot ihre Heimat verlassen und in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Der Begriff „Boatpeople“ ist heute in den allgemeinen Sprachgebrauch für Flüchtlinge übergegangen.

Gerade in Deutschland, das ausführliche Debatten um sein Selbstverständnis als Einwanderungsstaat führen muss, haben die „Boatpeople“ eine Vorbildfunktion erreicht:
Sie haben sich in das hiesige demokratische System integriert, nehmen aktiv am gesellschaftlichen Leben teil und stellen Verbindungen nach Südostasien her. Dafür möchte ich Ihnen Dank sagen.

Ebenfalls kennenlernen durfte ich Vertreter der zweiten Generation, die – meiner Beobachtung nach – ebenfalls sehr gut in die Gesellschaft integriert sind, sei es als Dolmetscher, Ingenieure oder IT-Spezialisten.

Gestatten Sie mir als Außenstehender aber die Bemerkung, dass ich es zwar sehr verständlich, aber auch ein klein wenig schade finde, dass die vietnamesischen Communities in Berlin noch zu weit voneinander entfernt sind. Die vietnamesischen Gastarbeiter, die unter der SED nach Ostdeutschland kamen, haben auch keine einfache Geschichte und staatlich fehlgeleitete Separierung scheint hier teilweise noch heute negativ nachzuwirken. 

Vielleicht gibt es in unserem demokratischen Umfeld, fernab von den der Regierung in Hanoi, perspektivisch die Möglichkeit einer stärkeren Annäherung. Wenn wir dabei helfen können, werden wir das gern tun.

Als drittes will ich die Gruppe von Personen herausheben, die unsere aktive Solidarität in Vietnam nötig haben: 

Menschenrechtsaktivisten, die sich in Vietnam für Freiheit, Rechtstaatlichkeit und Demokratie einsetzen. Als exemplarisches Schicksal möchte ich Le Quoc Quan nennen, einen Rechtsanwalt und Blogger, der nach freien Meinungsäußerungen verhaftet und nach einem dubiosen Verfahren inhaftiert worden ist. Ich habe für ihn eine Patenschaft im Rahmen des Programms „Parlamentarier helfen Parlamentariern“ übernommen, um als Bundestagsabgeordneter für eine gewisse Öffentlichkeit seines Falls zu sorgen. Sein Schicksal ist mir besonders bewusst, da ich in der DDR ebenfalls von staatlichen Stellen Repressionen erfahren habe: Für freie frei Meinungsäußerungen wurde ich, zusammen mit drei Mitschülern, 1988 relegiert und musste schließlich nach Großbritannien ausreisen.

Eine auch sehr schöne Zeit. Trotzdem war ich glücklich als ein Jahr später die Mauer fiel und ich wieder zurück in meine Heimat zurückkehren konnte.

Ich denke, wir alle wünschen uns, dass das jetzige kommunistische System in Vietnam tiefgreifend verändert und damit überwunden wird. In Deutschland folgte auf das nationalsozialistische Unrechtsregime im östlichen Teil ein weiteres Unrechtsregime. Erst mit dessen Überwindung wurde auch die Teilung unseres Landes überwunden. Es ist an der Zeit, dass vierzig Jahre nach dem Ende der demokratischen Tradition in Südvietnam endlich das gesamte Land ein freiheitlicher Staat für alle seine Bürger wird.

Ich bin immer vorsichtig, Deutschland permanent als Vorbild für alles und jedes zu preisen, aber ich denke schon, dass die Freiheiten, die wir hier gemeinsam in Deutschland genießen, Meinungsfreiheit, Demonstrationsfreiheit, Religionsfreiheit, freie Presse, freie Partei- und Vereinsbildung, freie Wahlen, Forschungsfreiheit, unternehmerische Freiheit, freie Gewerkschaften, dass alle diese Freiheiten Menschenrechte sind, die auch in Vietnam gelten sollten. Menschen, die dafür kämpfen, sei es in Vietnam oder hier in Europa haben meine Sympathie, meine Solidarität und Unterstützung.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein hoffnungsvolles, frohes Fest und alles Gute zum neuen Jahr!

Ihr Philipp Lengsfeld, Mitglied des Deutschen Bundestages


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